Orgeln
Wien 1., Stephansdom (Rieger 2020, IV/130; Rieger 2009, II/11)
Die ‚Stephanskirche‘, wie die Dom- und Metropolitanpfarrkirche mit wienerischer Bescheidenheit genannt wird, ist das mit seinem zeigefingerartigen Turm bedeutendste Wahrzeichen der Stadt Wien und auch Österreichs. Aus einem romanischen Kirchenbau, von dem heute noch die Westfassade, die beiden Heidentürme und das Riesentor stammen, entstand während des 14. und 15. Jh. etappenweise die gotische Domkirche und der symbolträchtige Südturm in der heutigen Größe. Die kunstgeschichtlich bedeutendsten Objekte im Inneren aus dieser Zeit sind die Kanzel, der Orgelfuß, der Füchsl-Baldachin, der Wiener Neustädter Altar und das Grabmal Kaiser Friedrichs III. Geprägt wird das Innere jedoch durch die vielen barocken Altäre an den Pfeilern und dem mächtigen Hauptaltar.
Riesenorgel, Rieger 2020, IV/130
Die erste urkundlich erwähnte Orgel im Dom stammt aus 1334. Spätere Orgeln (am Beginn der Neuzeit) standen auf dem wunderschönen Orgelfuß von Meister Pilgram und auf dem Füchsl-Baldachin des Hans Puchsbaum. Diese, die größere, stammte von Burchard Tischlinger (1507) aus Bozen, wurde u. a. von Paul Hofhaimer bespielt und von Jacob Kunigschwerdt (Orgel der Stiftskirche Zwettl) betreut. 1701 wurde im Presbyterium eine hölzerne Musikempore errichtet, auf der Ferdinand Josef Römer eine Orgel aufstellte. Derselbe wurde 1720 auch zum Bau der ersten Orgel (32/II,P) auf der Westempore beauftragt. Vorher war hier ein Herrschaftsoratorium untergebracht mit eigenen Altären, die auf den drei gotischen Konsolen an der Brüstung standen. 1797 wurde das Pfeifenwerk der alten Orgeln vom Pilgram-Orgelfuß und vom Füchsl-Baldachin für eine Erweiterung der Römer-Orgel (41/II,P) verwendet. Dadurch aber wurde die Störanfälligkeit nicht beseitigt, sodass man sich 1886 von der Firma E. F. Walcker (Ludwigsburg) endlich eine neue Großorgel im prächtigen Barock-Gehäuse von Römer leistete (90/III,P, mechan. Kegelladen, z. T. Barkerhebel). Auch die Chororgel wurde durch ein Werk von Rieger (Jägerndorf) ersetzt (16/II,P). Beide wurden beim großen Dombrand 1945 ein Raub der Flammen. Nach dieser Katastrophe setzte in ganz Österreich ein unglaublicher Wiederaufbauwille für den Dom ein, der auch zwei neue Orgeln brachte: 1952 eine Chororgel zwischen Mittelchor und Wiener Neustädter Altar (18/II,P) und 1960 die ‚Riesenorgel‘ mit dem eleganten Freipfeifenprospekt (125/IV,P) auf der W-Empore. (Der Name bezieht sich nicht auf die Größe der Orgel, sondern auf das darunter befindliche Riesentor!) Beide Instrumente mit elektropneumatischen Kegelladen wurden von der Firma Johann M. (III.) Kauffmann (Wien) errichtet. Es machte sich allerdings bei der nächsten Organistengeneration bald Unzufriedenheit breit. Unter anderem litt die Orgel an einer unglücklichen Werkaufstellung. Ein Großteil des Pfeifenwerks befand sich auf der Empore weit hinten und konnte so seinen Klang nur abgeschwächt entfalten. Zusammen mit einem verständnisvollen Erzbischof gelang 1991 der Bau einer neuen Chororgel im Friedrich-Schiff, deren Dimension (55/IV,P) auch die Riesenorgel ersetzen sollte. Ausgeführt wurde das Werk von der Firma Rieger (Schwarzach). Gleichzeitig wurde die Chororgel von 1952 auf der gegenüberliegenden Seite abgebrochen und die Riesenorgel allmählich bis zur Unspielbarkeit vernachlässigt. In den letzten Jahren regte sich eine Initiative, diese unbefriedigende Situation zu lösen. Neben den finanziellen Fragezeichen ergaben sich auch fachliche: Restaurierung der Riesenorgel oder völliger Neubau unter Erhaltung des 32´-Prospekts? Die Entscheidung fiel für einen Neubau unter Verwendung brauchbarer Teile der alten Orgel. Am 20. Oktober 2020 wurde das neue Instrument der Firma Rieger der Öffentlichkeit vorgestellt.
I. Hauptwerk C – c4, Winddruck 130 mm WS
Prinzipal . . . . . . . . . . . . 32´
Prinzipal . . . . . . . . . . . . 16´
Bourdon . . . . . . . . . . . . 16´
Prinzipal I . . . . . . . . . . . . 8´
Prinzipal II . . . . . . . . . . . 8´
Doppelflöte . . . . . . . . . . 8´
Gedeckt . . . . . . . . . . . . . 8´
Viola . . . . . . . . . . . . . . . . 8´
Quinte . . . . . . . . . . . . . 5 1/3´
Oktave . . . . . . . . . . . . . . 4´
Offenflöte . . . . . . . . . . . 4´
Gemshorn . . . . . . . . . . . 4´
Terz . . . . . . . . . . . . . . . . 3 1/5´
Quinte . . . . . . . . . . . . . 2 2/3´
Oktave . . . . . . . . . . . . . . 2´
Mixtur major . . . . . . . . 2 2/3´
Mixtur minor . . . . . . . . 1 1/3´
Cornet . . . . . . . . . . . . . . 8´
Posaune . . . . . . . . . . . . 16´
Trompete I . . . . . . . . . . . 8´
Trompete II . . . . . . . . . . 8´
Klarine . . . . . . . . . . . . . . 4´
Freie Zuteilung zu allen Manualen und Pedal
Pizzicato
IV. Epistelorgel (expr.) C – c4, flexibler Winddruck 0–140 mm WS
Bourdon . . . . . . . . . . . . 16´
Salicional . . . . . . . . . . . 16´
Prinzipal . . . . . . . . . . . . . 8´
Wienerflöte . . . . . . . . . . 8´
Gemshorn . . . . . . . . . . . 8´
Unda maris . . . . . . . . . . 8´
Quinte . . . . . . . . . . . . . 5 1/3´
Prestant . . . . . . . . . . . . . 4´
Flauto amabile . . . . . . . 4´
Terz . . . . . . . . . . . . . . . . 3 1/5´
Nasard . . . . . . . . . . . . . 2 2/3´
Septime . . . . . . . . . . . . 2 2/7´
Oktave . . . . . . . . . . . . . . 2´
None . . . . . . . . . . . . . . 1 7/9´
Mixtur . . . . . . . . . . . . . . 2´
Fagott . . . . . . . . . . . . . . 16´
Trompete . . . . . . . . . . . . 8´
Cor anglais . . . . . . . . . . . 8´
Bourdon Ped. . . . . . . . . . 16´ Auszug
Wienerflöte Ped. . . . . . . . 8´ Auszug
Tremulant
Freie Zuteilung zu allen Manualen und Pedal
16´ Annulateur (Absteller der 8´ Lage), Pizzicato
II. Evangelienpositiv (expr.) C – c4, Winddruck 100 mm WS
Kontrabass . . . . . . . . . . 16´
Aeoline . . . . . . . . . . . . . 16´
Suavial . . . . . . . . . . . . . . 8´
Gedeckt . . . . . . . . . . . . . 8´
Gambe . . . . . . . . . . . . . . 8´
Vox coelestis . . . . . . . . . 8´
Aeoline . . . . . . . . . . . . . . 8´
Blockflöte . . . . . . . . . . . . 4´
Fugara . . . . . . . . . . . . . . 4´
Nasard . . . . . . . . . . . . . 2 2/3´
Flöte . . . . . . . . . . . . . . . . 2´
Septime . . . . . . . . . . . . 1 1/7´
Harmonia aetheria . . . . 2´
Klarinette . . . . . . . . . . . . 8´
Rohrschalmei . . . . . . . . . 8´
Aeoline Ped. . . . . . . . . 16´ Auszug
Gedeckt Ped. . . . . . . . . 8´ Auszug
Tremulant
Freie Zuteilung zu allen Manualen und Pedal
16´ Annulateur (Absteller der 8´ Lage), Pizzicato
III. Schwellwerk C – c4, Winddruck 130 mm WS
Quintaton . . . . . . . . . . 16´
Viola . . . . . . . . . . . . . . . 16´
Diapason . . . . . . . . . . . . 8´
Flûte harm. . . . . . . . . . . 8´
Bourdon . . . . . . . . . . . . . 8´
Bourdon céleste . . . . . . 8´
Violoncelle . . . . . . . . . . . 8´
Voix céleste . . . . . . . . . . 8´
Oktave . . . . . . . . . . . . . . . 4´
Flûte trav. . . . . . . . . . . . . 4´
Salicet . . . . . . . . . . . . . . 4´
Nazard harm. . . . . . . . 2 2/3´
Flûte octaviante . . . . . . 2´
Tierce harm. . . . . . . . . 1 3/5´
Fourniture . . . . . . . . . . 2 2/3´
Cymbale . . . . . . . . . . . . . 2/3´
Cornet . . . . . . . . . . . . . . 8´
Bombard . . . . . . . . . . . 16´
Trompette harm. . . . . . . 8´
Basson Hautbois . . . . . . 8´
Voix humaine . . . . . . . . 8´
Clairon harm. . . . . . . . . 4´
Tremblant
Freie Zuteilung zu allen Manualen und Pedal
16´ Annulateur (Absteller der 8´ Lage)
Pizzicato
II. Rückpositiv C – c4, Winddruck 100 mm WS
Prinzipal . . . . . . . . . . . . . 8´
Bourdon . . . . . . . . . . . . . 8´
Quintatön . . . . . . . . . . . . 8´
Prinzipal . . . . . . . . . . . . . 4´
Nachthorn . . . . . . . . . . . 4´
Nasard . . . . . . . . . . . . . 2 2/3´
Doublette . . . . . . . . . . . 2´
Tierce . . . . . . . . . . . . . . 1 3/5´
Larigot . . . . . . . . . . . . . 1 1/3´
Sifflöte . . . . . . . . . . . . . . 1´
Scharff . . . . . . . . . . . . . . 1´
Cromorne . . . . . . . . . . . 8´
Tremulant
Freie Zuteilung zu allen Manualen und Pedal
Pizzicato
V. Solo (expr.) C – c4, Winddruck 180 mm WS
Gambe . . . . . . . . . . . . . . 8´
Gambe céleste . . . . . . . 8´
Flûte harm. . . . . . . . . . . 8´
Flûte harm. . . . . . . . . . . 4´
French Horn . . . . . . . . . 8´
Clarinette . . . . . . . . . . . . 8´
Tuba . . . . . . . . . . . . . . . . 8´
Tuba . . . . . . . . . . . . . . . . 4´
Harmonika . . . . . . . . . . 16´ Windschweller
Harmonika . . . . . . . . . . . 8´
Tremulant
Freie Zuteilung zu allen Manualen und Pedal
16´ Annulateur (Absteller der 8´ Lage)
Pizzicato
V. Trompeteria C – c4, Winddruck 120 mm WS
Trompete B/D . . . . . . . 16´
Trompete B/D . . . . . . . . 8´
Trompete B/D . . . . . . 4´/8´
Tuba . . . . . . . . . . . . . . 8´ Hochdruck 400 mm WS
Glocken . . . . . . . . . . . . 8´
Freie Zuteilung zu allen Manualen und Pedal
Pizzicato
Kleinpedal C – g1, Winddruck 120 mm WS
Violonbass . . . . . . . . . . . 16´
Prinzipal . . . . . . . . . . . . . . 8´
Gedeckt . . . . . . . . . . . . . . 8´
Cello . . . . . . . . . . . . . . . . . 8´
Oktave . . . . . . . . . . . . . . . 4´
Nachthorn . . . . . . . . . . . . 4´
Flöte . . . . . . . . . . . . . . . . . 2´
Mixtur . . . . . . . . . . . . . . . 2´
Dulcian . . . . . . . . . . . . . . 16´
Großpedal C – g1, Winddruck 140/160 mm WS
Gravissima (akustisch) . . 64´
Prinzipalbass . . . . . . . . 32´
Untersatz . . . . . . . . . . . 32´
Subbass . . . . . . . . . . . . 16´
Offenbass . . . . . . . . . . . 16´
Gemshorn . . . . . . . . . . 16´
Quintbass . . . . . . . . . 10 2/3´
Großseptime . . . . . . . . . 9 1/7´
Offenflöte . . . . . . . . . . . 8´
Terz . . . . . . . . . . . . . . . . 6 2/5´
Theorbe . . . . . . . . . . . . 3 5/9´
Kontrabombarde . . . . . 32´
Kontrafagott . . . . . . . . 32´
Bombarde . . . . . . . . . . 16´
Posaune . . . . . . . . . . . . 16´
Trompete . . . . . . . . . . . . 8´
Klarine . . . . . . . . . . . . . . 4´
Koppeln: I/P, II/P, III/P, IV/P, V/P, II/I, III/I, IV/I, V/I Sopran, III/II, IV/II, V/II, V/II Sopran, IV/III, V/III, V/III Sopran, V/IV, V/IV Sopran
Vier freie Koppeln, Rieger Setzersystem, Blätterfunktion (für Tablets und iPad)
Haydn-Orgel, Rieger 2009, II/11
Ein weitläufiger Kirchenraum wie im Stephansdom hat nicht nur einen Hauptaltar, sondern mehrere Orte, an denen liturgische Handlungen stattfinden, wie z. B. am Maria-Pócs-Altar. Diese können von den Großorgeln nur beschränkt bedient werden. Daher ist auch ein kleineres mobiles Instrument notwendig geworden. Diese Funktion erfüllt seit 2009 die ‚Haydn-Orgel‘. Joseph Haydn hat im Dom bis zum Stimmbruch als Kapellknabe gesungen, und 2009 ist so auch seines 200. Todesjahres gedacht worden.
I. Hauptwerk C – g3
Principal . . . . . . . . . . . . . 8´
Gedeckt . . . . . . . . . . . . . . 8´
Viola da Gamba . . . . . . . 8´
Octave . . . . . . . . . . . . . . . 4´
Principal . . . . . . . . . . . . . 2´ Vorabzug aus Mixtur
Mixtur 3f. . . . . . . . . . . . . 2´
II. Positiv (expr.) C – g3
Coppel (B/D) . . . . . . . . . 8´
Traversflöte (ab c1) . . . . 8´
Flöte . . . . . . . . . . . . . . . . 4´
Quinte . . . . . . . . . . . 2 2/3´ Vorabzug aus Sesquialtera
Flachflöte . . . . . . . . . . . . 2´
Sesquialtera 2f. . . . 2 2/3´
Tremulant
Pedal C – f1
Subbass . . . . . . . . . . . . 16´
Schleifladen, Spiel- und Registertraktur mechanisch