Orgeln
Wien 1., Michaelerkirche (Sieber 1714, III/40)
Die Kirche wurde zwischen 1220 und 1250 als Pfarre in unmittelbarer Nähe zur geplanten Hofburg errichtet und in den folgenden Jahrhunderten erweitert. Da sie neben Hofburgkapelle und Augustinerkirche zu einer der drei Hofpfarrkirchen bestimmt war, kann sie mit zahlreichen bemerkenswerten Kunstwerken aufwarten. Im 17. und 18. Jh. galt St. Michael als ein kirchenmusikalisches Zentrum in Wien. Unter der Empore (rechts) erinnert ein Mozart-Denkmal an die Uraufführung der vollendeten Teile des Requiems anlässlich der Seelenmesse Mozarts in St. Michael. In der Kreuzkapelle (S-Chor) steht ein anonymes 4-registriges Positiv (Kastenorgel; Simon Burkhardt? um 1800).
Sieber 1714, III/40
Wie in allen bedeutenderen Kirchen konnten in St. Michael seit dem Spätmittelalter Orgeln urkundlich nachgewiesen werden, meistens ist von einer ´großen´ und gleichzeitig einer kleinen Orgel die Rede. Über Aussehen und Disposition ist nichts bekannt. 1714 errichtete Johann David Sieber (Brünn) eine neue Orgel, die mit ihren 40 Stimmen und drei Manualen lange Zeit die größte Orgel von Wien war. (Zum Vergleich: die Römer-Orgel im Stephansdom von 1720 hatte 32 Register auf zwei Manualen). Die 40 Register verteilten sich auf zwei Gehäuseflügeln mit Pedal und Hauptwerk in C-, Cis-Seite, auf ein Rückpositiv und – als Besonderheit – auf ein Spieltischpositiv. Schon 1743 erfolgte ein empfindlicher Eingriff durch Gottfried Sonnholz (Wien), indem er das Spieltischpositiv um 180° drehte, das Rückpositiv auseinandersägte und die zwei Hälften an die beiden Hauptwerksflügeln hinten anbaute. Weitere Umbauten erfolgten 1785 durch Franz Xaver Christoph und 1845 durch Jacob Deutschmann. Im 20. Jh. befand sich die Orgel in einem beklagenswerten Zustand, der eine grundlegende Restaurierung erforderlich machte. Eine solche startete 1972, die zunächst fehlschlug. 1987 wurde die Orgel endgültig durch Jürgen Ahrend (Leer) restauriert und auf den Zustand von Sieber rekonstruiert, 2014 wurde sie generalgereinigt.
I. Rückpositiv CDEFGA – c3
Copula . . . . . . . . . . . . 8 Fuß
Principal . . . . . . . . . . . 4 Fuß neu
Flötten . . . . . . . . . . . . 4 Fuß
Nassat . . . . . . . . . . . . 3 Fuß neu
Octav . . . . . . . . . . . . . 2 Fuß
Qvint . . . . . . . . . . 1 1/2 Fuß
Sedecima . . . . . . . . . . 1 Fuß
Mixtur 5f.
Fagott . . . . . . . . . . . . . 8 Fuß neu
II. Hauptwerk CDEFGA – c3
Bordun . . . . . . . . . . . 16 Fuß
Principal . . . . . . . . . . 8 Fuß neu
Gamba . . . . . . . . . . . 8 Fuß neu
Salicenal . . . . . . . . . . 8 Fuß
Bifflötten . . . . . . . . . . 8 Fuß
Piffares (ab gis°) . . . . 8 Fuß
Qvinta Dena . . . . . . . 8 Fuß
Octava . . . . . . . . . . . . 4 Fuß
Fugara . . . . . . . . . . . . 4 Fuß
Nachthorn . . . . . . . . 4 Fuß
Qvinta . . . . . . . . . . . . 3 Fuß
Octav . . . . . . . . . . . . . 2 Fuß
Földtflöte . . . . . . . . . 2 Fuß
Qvint . . . . . . . . . 1 1/2 Fuß
Sedecima . . . . . . . . . . 1 Fuß
Sesqvialtera 2f.
Mixtura 6f.
Zimbl 4f.
III. Continuo CDEFGA – c3
Copula . . . . . . . . . . . . 8 Fuß
Flötten . . . . . . . . . . . . 4 Fuß
Octav . . . . . . . . . . . . . 2 Fuß
Mixtur 3f.
Pedal CDEFGA – a°, 18 Tasten, 12 Töne
Principal . . . . . . . . . . 16 Fuß neu
Bardun . . . . . . . . . . . 16 Fuß
Subbas . . . . . . . . . . . 16 Fuß
Octava . . . . . . . . . . . . 8 Fuß
Tubal . . . . . . . . . . . . . 8 Fuß
Octav . . . . . . . . . . . . . 4 Fuß
Cornett 6f.
Bombardt . . . . . . . . 16 Fuß neu
Trompetten . . . . . . . . 8 Fuß neu
Manualkoppeln als Züge: I/II, III/II. Das zweite Manual dient auch als Koppelmanual für I und III. Keine Pedalkoppeln.
Stimmung Werckmeister modifiziert a1 448 Hz bei 17 °C.