Orgeln

Wien 1., Franziskanerkirche (Weckherl 1642, II/20)

Die am Südwest-Eck einer weitläufigen Klosteranlage stehende Kirche zum Hl. Hieronymus wurde in der heutigen Form 1611 geweiht. Während die Hauptfassade eines der wenigen Beispiele für eine sakrale Renaissance-Architektur in Wien bietet, ist die Inneneinrichtung hochbarock geprägt. Der mächtige Hochaltar von Andrea Pozzo 1706 trennt den Betchor vom Langhaus völlig ab und verbirgt damit die bedeutende Weckherl-Orgel. Auf der Westempore steht eine Orgel von Rieger aus dem Jahr 1980 (32/II, P).

Weckherl 1642, II/20

Hinter dem Hochaltar, inmitten des halbkreisförmig angeordneten Chorgestühls, errichtete Hans Weckherl 1642 eine Orgel. Die Positionierung weist schon deutlich auf ihre Funktion hin: Stützung des Choralgesangs der Konventualen, also Vor- und Nachspiele sowie Alternatim-Praxis. Dadurch wurde sie von anderen Aufgaben und stilistischen Modeerscheinungen verschont, Um- oder Neubauten blieben aus. 1942 wurde die Orgel zum Schutz vor Bombenschäden unter Leitung von Josef Mertin ausgelagert. 1953 wurde trotz Mertins Warnung Johann Pirchner sen. (Steinach) beauftragt, anlässlich der Wiederaufstellung ‚zeitgemäße‘ Adaptierungen vorzunehmen. Eine eingehende Untersuchung des Zustands 1985 zeigte, welche nicht wiedergutzumachende Veränderungen damit entstanden sind. 2008–2010 wurde die Orgel durch die Fa. Kuhn (Männedorf) entsprechend den heutigen Standards restauriert und rekonstruiert. Der noch immer vorhandene hohe Anteil an Originalmaterial rechtfertigt das Prädikat ‚älteste Orgel Wiens‘.

II. Hauptwerk CDEFGA – c3, 45 Töne
Principal . . . . . . . . . . . . .  8´
Copln . . . . . . . . . . . . . . .  8´
Quintadena . . . . . . . . . .  8´
Principal octav . . . . . . . . 4´
Quint . . . . . . . . . . . . . . .  3´
Superoctav . . . . . . . . . .  2´
Mixtur 6f. . . . . . . . .  1 1/3´
Copl Flötten . . . . . . . . . . 4´

I. Prust Positiv CDEFGA – c3, 48 Töne
Subsemitonien für gis°/as°, dis1/es1 und gis1/as1
Copln . . . . . . . . . . . . . . . . 8´
Spüzflöten . . . . . . . . . . .  4´
Principal octav . . . . . . . . 4´
Super octav . . . . . . . . . .  2´
Krumphörner (Rekon.) . 8´
Zümbl 3f. (Rekon.) . . . 2/3´

Pedal C – b°
Portuna . . . . . . . . . . . .  16´
Plochflöten . . . . . . . . . .  8´
Octav . . . . . . . . . . . . . . .  4´
Quint . . . . . . . . . . . . . . .  3´
Mixtur 4f. . . . . . . . . . . . . 2´
Pusaunnen (Rekon.) . . . 8´

Tremolant (auf das ganze Werk)

Mechanische Spiel- und Registertraktur, Sperrventile für alle drei Werke, Balganlage mit 3 Keilbälgen, Kalkantenanlage, Koppel I/II, Stimmtonhöhe: 457 Hz bei 13° C, Winddruck:
62 mm WS